Auch nach einem halben Jahrhundert sind die Produkte der Wallbacher Caritas-Werkstätten noch sehr gefragt, jüngst wurde ein 3D-Drucker angeschafft. Bei einem Grillfest mit Luftballonaktion wurde der Erfolg gemeinsam gefeiert.

Die Feier zum Jubiläum der Caritas-Werkstätten am Freitag vermittelte eine klare Botschaft: Auch nach 50 Jahren leisten die Mitarbeitenden hervorragende Arbeit. Die Werkstätten sind ein Meilenstein der Teilhabe für Menschen mit Behinderungen. Seit einem halben Jahrhundert gehören sie zum vertrauten Bild der Wallbacher Dorfkultur. Am angestammten Platz in der Rotfluhstraße wird für Weltkonzerne produziert, das kleine Unternehmen kann sich wirtschaftlich behaupten. Michael Armbruster ist das neue Gesicht in der Werkstattleitung, die ihre Aufgabe kompetent und engagiert erledigt.
Das große Jubiläum der Werkstätten war gleichzeitig das Sommerfest für die Mitarbeitenden. Passend zum Start der Betriebsferien wurde aus dem Fest also auch eine Party für die Gemeinschaft. Live-Musik, Grillen und der extern gesponserte Eiswagen kamen bestens an. Besonderes Highlight war das Steigenlassen der Luftballons. „Das ist meiner, da der lilane“, ruft ein Teilnehmer. Insgesamt stiegen rund 60 Luftballons aus dem Park hinter den Werkstätten in den Himmel.
Selbstständigkeit ist ein wichtiger Teil des Konzepts
An alle waren persönliche Botschaften und Wünsche angebunden. Auch die besten Erinnerungen sollten mitgeschickt werden. Die Caritas-Küche hatte für das Mittagsmenü alles vorbereitet, beim Grillen wurde viel Sorgfalt aufgewandt: „Das ist meine Wurst, die ist gleich fertig! Aber die daneben brauchen noch etwas.“ Deutlich zeigte sich dabei, mit welch großer Eigenständigkeit die Mitarbeitenden agieren – und dies offenbar auch gewohnt sind. Selbstständigkeit ist ein wichtiger Teil des Konzepts. Menschen werden hier nicht nur betreut, sondern auch gefördert – bis hin zur Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt außerhalb der Werkstätten.
Der Wallbacher Ortsvorsteher Fred Thelen sprach über seine Eindrücke von außen: „Es sind die fröhlichen Gesichter, die schon immer auffallen.“ Die Bushaltestelle im Dorf bei der Kirche ist eine der „Einflugschneisen“ der Mitarbeitenden; Thelen und die Wallbacher haben einen Blick darauf, dass der Fußweg hin zu den Caritas-Werkstätten auch ein sicherer Arbeitsweg ist. In den vergangenen 50 Jahren ist viel in Wallbach gebaut worden, der Weg geht seit jeher durch die klassische neuere Wohnbebauung. „Eine richtige Entscheidung ist da vor über 50 Jahren getroffen worden“, so das Fazit des Geschäftsführers der Caritas-Werkstätten am Hochrhein.

Für Manfred Schrenk hatten die Jubiläumsfeierlichkeiten auch einen emotionalen Anstrich. Schon als kleiner Junge war er mit seinem Vater bei der Eröffnung 1975 dabei. Die zahlreichen Erweiterungen und Änderungen bedeuteten für Menschen mit Behinderung stets große Schritte hin zur Normalität. „Das war hier immer auch Teil der Identität“, so Schrenk. Das Fördern, Betreuen und das Kontakthalten mit den Unternehmen war ein stetiger Prozess, bei dem viele Fortschritte erreicht wurden.
Die gute Ausstattung der Werkstätten hilft dabei, konkurrenzfähig zu bleiben
Michael Armbruster zeigte die Vielfalt der Produktionswerkstätten. Verpacken und Montieren, das Zubehör oder die kleineren Bauteile für große Einheiten herstellen, „da muss die Qualität immer stimmen“. Armbruster hat mit seinem Team jetzt auch einen 3D-Drucker im Portfolio. Trägerteile für die Produktionsmaschinen selber herstellen und schnell auf Sonderwünsche reagieren zu können, ist elementar für den Arbeitsprozess. Ebenso der stetige Austausch mit den Unternehmen. Wegen der Konkurrenz auf dem freien Markt sind in den Caritas-Werkstätten immer wieder Neuerungen notwendig. „Derzeit haben wir wieder etwas Freiraum für Neues“, sagt Armbruster. Er ist derzeit in Verhandlungen mit einem Spielzeughersteller. Ein Teil seines Bedarfs soll künftig in Wallbach hergestellt werden. Die gute Ausstattung der Werkstätten lasse das zu, und das Team in der beruflichen Teilhabe leiste die menschliche Arbeit.
„Wir sichern gute Arbeitsplätze“, sagte Simone Strittmatter, umringt von ihren Mitarbeiterinnen. Derweil hatte Lisa Kownatzki den Festablauf genau im Blick. Vom vorgefahrenen Eiswagen aus sollten alle am Ballonaufstieg teilnehmen können. Andere Teilnehmer zeigten so viel Begeisterung für die Standardtänze zur Live-Musik, dass das Fliegenlassen der Ballons für sie eher eine Unterbrechung denn eine Abwechslung war. Doch das Gemeinschaftserlebnis sollte für alle unvergesslich bleiben. Das auf jeden Fall ist ohne Zweifel gelungen: Die Jubiläumsfeier der Wallbacher Caritas-Werkstätten bleibt in Erinnerung.
Schlagworte: Michael Armbruster, Manfred Schrenk, Fred Thelen