Neue Tafel und Bootsverkehr in die Schweiz: Pfingstwochenende in Wallbach im Zeichen der Flößerei

Die Flößerei ist Tradition in Wallbach. Passend dazu enthüllten die Ortschaftsräte am Samstag eine neue Ortstafel. Am Pfingstsonntag startete außerdem der Bootsverkehr ins schweizerische Wallbach.  4 min

Mit dem ersten Ponton ging es am Sonnt...d Ortschaftsrätin Jacqueline Wunderle.  | Foto: Ralph Fautz
Mit dem ersten Ponton ging es am Sonntagvormittag für die Wallbacher rüber in die Schweiz. Vorne rechts sitzen Wallbachs Ortsvorsteher Fred Thelen und Ortschaftsrätin Jacqueline Wunderle. Foto: Ralph Fautz

Romantische Gefühle kamen am Samstagmorgen definitiv nicht auf, als Wallbachs Ortsvorsteher Fred Thelen zu seiner Rede ansetzte. Es regnete, und die Tafel hinter ihm war noch verhangen, als er über die Geschichte und die Bedeutung der Flößerei für Wallbach kurzweilig und informativ erzählte.

Flöße sind hier mehr als zusammengebundene Baumstämme, mit denen man gemütlich auf dem Wasser schippert. Sie waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit ein Wirtschaftsmotor am Rhein, der damals die wichtigste Verkehrsstraße und noch keine Grenze war. Wie gefährlich die Flößerei sein konnte, davon zeugen zahlreiche Gemälde der sogenannten Laufen, der Stromschnellen bei Laufenburg. Und so wuchsen zwischen den beiden Wallbachs dies- und jenseits des Rheins enge Verbindungen. Die Furt, der „Durchgang“ hinüber allerdings, wurde im Zuge der Schiffbarmachung des Stroms weggesprengt. Geblieben aber ist der Geist der Tradition, das verbindende Element der Flößerei.

Lange Tradition der Flößerei und der Fischerei

Die jahrzehntealte Flößerhalle oder das neue Flößerdenkmal vor der Ortsverwaltung sind nur einige Reminiszenzen an vergangene Zeiten. Mit der „Flößergilde“ hat Wallbach seit 1993 zudem eine Fasnachtsclique, die mit ihrem Häs, das an die Kleidung der Flößer angelehnt ist, diese Tradition wachhält. Noch im 19. Jahrhundert, unterstrich der Ortsvorsteher die Bedeutung der Flößerwirtschaft, seien von den 414 Einwohnerinnen und Einwohnern Wallbachs 57 in der Flößerei und der Fischerei tätig gewesen.

Die neue Tafel am Ortseingang von Säck... die Tafel im Beisein der Flößergilde.  | Foto: Ralph Fautz
Die neue Tafel am Ortseingang von Säckingen kommend zeigt Wallbach als Flößerdorf. Ortsvorsteher Fred Thelen (Zweiter von links) enthüllte die Tafel im Beisein der Flößergilde. Foto: Ralph Fautz

Die Bedeutung der Flößerei aber reichte weit über den Wallbach und den Hochrhein hinaus. Bauholz aus dem Schwarzwald habe etwa der niederländischen Ostindienkompanie die Schiffe ermöglicht, mit denen sie das Kap der Guten Hoffnung umrundet und große Teile der Welt erobert hätten.

Es dauerte aber bis ins Jahr 2022, bis die Unesco, eine internationale Unterorganisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die Flößerei zum immateriellen Weltkulturerbe erklärte. Sie würdige damit im weitesten Sinne kulturelle Ausdrucksformen, die von menschlichem Wissen und Können getragen, stetig von Generation zu Generation weitergegeben und dabei weiterentwickelt werden, wie es etwas abstrakt heißt. Es gibt Bestrebungen, der Schnapsbrennerei – und Baden ist eine der Hauptbrennregionen in Deutschland – diese Ehre ebenfalls zu Teil werden zu lassen. Ganz unabhängig davon aber stießen die Anwesenden nach der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel mit einem „Flößerschnaps“ an.

Vorsichtig balancierten manche Wallbacher auf dem Ponton Kuchen über den Rhein.  | Foto: Ralph Fautz
Vorsichtig balancierten manche Wallbacher auf dem Ponton Kuchen über den Rhein. Foto: Ralph Fautz

Am Sonntag war das Wetter trockener, der Rhein schimmerte braun-grau. Die Regenfälle der vergangenen Woche ließen den Strom merklich anschwellen. Routiniert steuerten die Schweizer Pontoniers ihren Kahn flussaufwärts ins schweizerische Wallbach. Die Pontons sind vorne flach und haben keinen spitz zulaufenden Bug, der den Wasserwiderstand verringern könnte. So können sie besser am Ufer anlegen und können – oder konnten in früheren Zeiten – gut mit Waren beladen oder für den Brückenbau eingesetzt werden.

Es war ein bisschen eine andere Welt im schweizerischen Wallbach – und das nicht nur, weil dort die Sonne schien. Fred Thelen und Jacqueline Wunderle waren die einzigen kommunalpolitischen Repräsentanten an diesem Sonntagmorgen. Beim Spaziergang durchs Dorf fiel auf, wie sauber und ordentlich es ist. Nun, das Ufer ist 2023 neu saniert worden, aber selbst im dritten Jahr sind keine Zerstörungen, Schmierereien, Aufkleber oder Müll zu sehen. Selbst die Kehrichtbehälter glänzten tadellos in der Sonne.

Auch der Abschied von Ortsvorsteher Fred Thelen aus der Lokalpolitik war Thema

Fred Thelens baldiger Abschied nach 37 Jahren aus der Lokalpolitik war an diesem Morgen immer wieder Thema. Ob ihm nicht langweilig werde, war eine der Fragen, die immer wieder aufkam und die Thelen im Beisein seiner Frau verneinte. Er erzählte von Jahren des intensiven Austausches mit der Nachbargemeinde, von gegenseitigen Besuchen jetzt an Pfingsten oder Delegationen, die wechselseitig die Dorffeste besuchten.

Wie sehr die Nachbarschaft gelebt wird, zeigten nicht zuletzt die Wartenden am Rheinufer: Wenige waren es am späten Sonntagmorgen, die rüber ins rechtsrheinische Wallbach wollten, aber einige balancierten vorsichtig Kuchen in den Pontons, die ihre Abnehmer bei der Freiwilligen Feuerwehr fanden. Fred Thelen indes ließ offen, ob sein Antrag beim Innenministerium alsbald verwirklicht wird: Dann nämlich bekämen Wallbachs Ortsschilder den Zusatz „Flößerdorf“.

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